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Donnerstag, 31. Mai 2007
Tannöd
Andrea Maria Schenkel: Tannöd

Eigenbrödler san's, der Danner und sei Fra. Nein, sie werden nicht gemocht, die Bewohner der Einsiedelei Tannöd. Geizig seien sie, eigenwillig, zurückgezogen, wortkarg. Der alte Danner läuft erst zur Hochform auf, wenn er vor Landstreichern, die ihm fürn Appel und ein Ei zur Hand gehen, mit dem Anwesen protzen kann.

Dann wird die gesamte Familie erschlagen aufgefunden.

Andrea Maria Schenkel hat mit Tannöd ein Portrait provinzieller Nachkriegs-Bigotterie vorgelegt. Dem schmalen Band gelingt, in kurzen Zeugenaussagen der Dörfler zum Mordfall das bäuerliche Beziehungsgeflecht zu skizzieren. Dass in Notzeiten gut beraten ist, wer sichs an bessren Tagen nicht mit dem Nachbarn verdorben hat, wusste schon Hesiod. Bigotterie und Doppelmoral sind ein Produkt ländlicher Armut. Der Krieg, der die jungen Burschen von ihren Höfen zog. Die Frauen, die ihre Arbeitskraft mehr schlecht als recht ersetzen müssen. Fremdarbeiter, die nicht nur hier in die Bresche gezwungen werden, die vielmehr der entmannten Landbevölkerung als erotische Projektionsfläche herhalten. Und alles hinter vorgehaltner Hand, weil man sichs mit dem Nachbarn eben nicht verdirbt.

Am sympathischsten gerät da beinah der Mörder, dessen Schritte der Leser zwischen den einzelnen Zeugenbefragungen begleitet.

Stellt sich zum Schluss die Frage, ob das schmale Buch (samt knapp dreistündigem Lesevergnügen) die 12,90 Euro Wert sind. Unbedingt, nach all dem Schund, den ich mir an meinen freien Abenden einverleibte. Leseempfehlung!
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